800 Jahre Kirche Tragnitz

Von Ferne ist die mehr als 800 Jahre alte Sankt Pankratius Kirche nun endlich wieder zu erkennen und von Nahem ist man überwältigt: endlich wirkt dieses Gotteshaus auch wieder äußerlich. Denn seit der Dachreiter im August 2014 aufgesetzt wurde, stimmen die Proportionen.

Aufgrund herabfallender Schiefer musste 1973 der Kirchturm „gekappt“ werden. Statt des Dachreiters ragte seit dieser Zeit ein Kreuz in die Höhe. Richtig schön sah dies jedoch nicht aus. Und so wunderten sich bei Kirchenführungen die Besucher, wie einzigartig schön die Tragnitzer Sankt Pankratius Kirche im Inneren ist. Von außen her gesehen hätten sie damit nicht gerechnet.

Im Zuge der Sanierung wurde daher von unzähligen Seiten der Wunsch geäußert, dass doch der Turm wieder seine Spitze erhalten soll. Wie gut, dass sich auch der Leisniger Bürgermeister Herr Goth sowie der Leisniger Stadtrat für diese Idee stark machten.

Außer der finanziellen Hürde, die es zu nehmen galt, gab es berechtigte Bedenken von Seiten des Regionalkirchenamtes in Bezug auf die Wartung. Immerhin muss auch bei einem neuen Dachreiter damit gerechnet werden, dass sich irgendwann die ersten Schiefer lockern.

Als Pfarrerin bin ich dankbar, dass wir auch für diesen dritten Bauabschnitt das Oschatzer Büro für Bauplanung Stein und Schuster gewinnen konnten. 

BÜRO     FÜR      BAUPLANUNG DIPL.- ING.  B E R N D  S T E I N
DIPL.- ING.  FRANK  SCHUSTER
Rosmarinstr. 38 – 04758  Oschatz
Tel. 03435 – 92 06 88 Fax  03435 – 92 09 43
email: stein.schuster@t-online.de
Internet:    www.stein-schuster.de

Diplomingenieur Frank Schuster gab uns den Ratschlag, statt Schiefer eine Blecheindeckung mit Tafeln aus vorbewitterten Titanzinkblech-anthrazink zu verwenden. Unser Leipziger Baupfleger Herr Mader empfiehlt diese Möglichkeit bereits weiter.

Während der 800-Jahr-Feier im vergangenen Jahr konnten die Besucher mit verfolgen, wie der Dachreiter zwischen Kirche und Kirchschule gebaut wurde. Und in der Kirchschule kann seit dem Sommer 2014 nicht nur die 800-jährige Geschichte der Kirche bestaunt werden, sondern auch Details vom Baugeschehen… bis hin zu den Entwürfen für die neuen Glocken im Maßstab 1:1, umfangreichen Bildmaterial, das in einer Endlosschleife auf dem Computer zu sehen ist sowie Flyer von der DSD und einige Hefte von der Zeitschrift MONUMENTE (1 Mal waren wir sogar auf der Titelseite, 1weiteres Mal aufgrund unserer evangelischen Beichstühle).

In Bezug auf die Glockenverzierung wurde unserem Tragnitzer Kirchenvorstand Frau Maria Ondrej vom Glockensachverständigen Herrn Kreß vorgeschlagen. Begeistert war sie, als sie im vergangenen Jahr zum Osterfestgottesdienst die Kirche erlebte und dabei auf das Jugendstil-Fensterbild mit dem Gekreuzigten aufmerksam gemacht wurde.

Die alten Eisenhartgussglocken hingen zu dieser Zeit noch im Turm, durften aber nicht mehr geläutet werden. Sie stehen jetzt vor der Kirche.

Bei den neuen Bronzeglocken entschied sich der Tragnitzer Kirchenvorstand, die alten Traditionen wieder aufzunehmen. Somit stehen die entsprechenden Bibelworte auch auf den neuen Bronzeglocken. In den alten Unterlagen fand sich außerdem der Vermerk zu den Symbolen auf den einzelnen Glocken: Auge Gottes, Gekreuzigter, Taube. Doch Fotos bzw. Zeichnungen fanden sich keine.

Daher erstellte Frau Maria Ondrej, die gemeinsam mit ihrem Mann ihr Atelier in der Leipziger Baumwollspinnerei betreibt, für unsere Kirche passende Entwürfe samt Umsetzung.

Das Kreuz, das seit 1973 in luftiger Höhe stand, wurde aufgearbeitet und steht nun direkt hinter der Kirche auf dem Gottesacker. Auf dem Rasen versammeln sich bei schönem Wetter Jahr für Jahr die umliegenden Kirchengemeinden zum Himmelfahrtsgottesdienst. Und natürlich wird in Tragnitz, wie in fast allen Kirchgemeinden der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens, ganz groß der Johannistag auf dem Gottesacker gefeiert. Seit ich selbst in der Lebensmitte angekommen bin, liebe ich dieses Fest und erlebe es als einen besonderen Höhepunkt. Bewusst nehmen wir wahr, dass wir älter werden und somit auf das Lebensende zugehen (die Tage nehmen ab). Doch als Christen können wir trotzdem nach vorn schauen, da für uns Lebensende zugleich Lebensbeginn bedeutet. Mitten auf dem Gottesacker werden daher die fröhlichen Lieder von der Auferstehung gesungen und im Anschluss an die Andacht gibt es auf vielen Friedhöfen ein gemütliches Beisammensein mit Würstchen und Bier (sowie natürlich auch Alkoholfreiem).

Für mich ist es ein großes Wunder sowie ein riesiges Geschenk, dass diese Kirchturmsanierung erfolgreich durchgeführt werden konnte. Ein Großteil der Kosten wurde bereits aufgebracht: Dank der DSD, der Stiftung KiBa, der Deutsche Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH, des Landratsamtes, der Sächsischen Landeskirche sowie unzähliger kleiner und großer Spenden.

Dafür an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön.

Bilder des 3. Bauabschnittes können Sie hier ansehen.

Natürlich sind wir auf weitere Gelder angewiesen, um alle entstandenen Kosten decken zu können. Außerdem steht der Guss der dritten Glocke noch aus. Vergangenes Jahr konnten aus finanziellen Gründen nur zwei Glocken gegossen werden.
Die Bankverbindung zur Unterstützung der Finanzierung der entstandenen Kosten und den Guss der dritten Glocke finden Sie unter Spenden.

Die Sankt Pankratius Kirche ist aber nicht nur ein außergewöhnlich schönes Bauwerk, sondern ein Gotteshaus, das mit Leben erfüllt ist. Obwohl zur Gemeinde weniger als 200 Gemeindeglieder gehören, gibt es eine eigene vierstimmige Kantorei, einen aktiven Kirchenvorstand und viele Höhepunkte vor Ort. So gestaltet z.B. der Ehepaarkreis Tragnitz-Altenhof Jahr für Jahr am Sonntag vor bzw. nach dem Michaelistag einen Engelgottesdienst (immerhin gibt es mehr als 50 Engelmotive in der Kirche). Zur Sommermusik kommen Besucher aus nah und fern… um der Musik zu lauschen, selbst mitzusingen und um anschließend bei leckerem selbstgebackenem Kuchen noch zusammen zu sitzen.

Weitere Höhepunkte finden sich unter www.kirche-leisnig.de

In diesem Sinne die herzliche Einladung, nach Tragnitz zu kommen, um gemeinsam zu feiern, zu staunen und sich zu freuen.

Katja Heyroth, Pfarrerin von Tragnitz, Leisnig, Altenhof